Polizeipräsidentin für Umzäunung - Hunderte demonstrieren gegen "Görli"-Zaun

Sa 24.02.24 | 16:49 Uhr
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24.02.2024, Berlin: Ein ¸berdimensionaler Gartenzwerg f¸hrt die Teilnehmer einer Demonstration an, die gegen eine Umzäunung und nächtliche Schließung des Görlitzer Parks protestieren.(Quelle:dpa/A.Riedl)
Video: rbb24 Abendschau | 24.02.2024 | Thomas Rostek | Bild: dpa/A.Riedl

Am Samstag haben erneut zahlreiche Menschen gegen die Umzäunung des Görlitzer Parks demonstriert. Tatsächlich ist die Zahl der Straftaten dort und im Wrangelkiez bereits zurückgegangen. Polizeipräsidentin Slowik ist dennoch für den Zaun.

Bei einer Demonstration gegen das vom schwarz-roten Senat angekündigte Einzäunen und nächtliche Abschließen des Görlitzer Parks sind mehrere Hundert Menschen durch Kreuzberg gezogen. Unter dem Motto "Der Görli bleibt auf", das während des Demonstrationszugs durch den Wrangelkiez auch immer wieder gerufen wurde, protestierten sie am Samstagnachmittag gegen die Pläne die Landesregierung, gegen die sich auch der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg weiterhin sperrt. Ein Redner sagte, der Zaunbau löse keine Probleme, Drogenkonsum und Obdachlose werde es auch weiter geben, wenn der Zaun gebaut werden sollte.

Ein anderer kritisierte das Zaunprojekt als "populistischen Aktionismus", der nur Geld koste, das besser in soziale Projekte investiert werden sollte. Ein Demonstrant mit Lastenrad hatte einen überdimensionalen Gartenzwerg mit unter den Arm geklemmten Zaun dabei. Eine Frau hatte sich demonstrativ selbst eingezäunt. Zahlreiche Demo-Teilnehmer hatten Plakate dabei, auf denen zum Beispiel "Habt ihr noch alle Latten am Zaun?" oder "1 Zaun = 0 Lösung" zu lesen war. Zu dem Demonstrationszug bei der Polizei angemeldet waren 400 Teilnehmer. Ein Redner nannte eine Größenordnung "zwischen 750 und 1.000".

Slowik fordert Zaun

Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik befürwortet weiterhin eine Einzäunung und nächtliche Absperrung des Görlitzer Parks, obwohl die Zahl der Straftaten dort zurückgegangen ist.

Die Polizei habe im Wrangelkiez samt dem Parkgelände im vergangenen Jahr knapp 5.800 Straftaten festgestellt, sagte Slowik dem "Tagesspiegel" vom Samstag [externer Link]. "Das ist ein Rückgang um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr." Die Pläne, den Park zwischen 23.00 und 6.00 Uhr zu schließen, findet sie aber nach wie vor richtig: "Die Frage, die es zu beantworten galt, war: Wie kann man potenzielle Opfer nachts vor schweren Straftaten schützen", sagte Slowik. Vor allem in diesem Zeitrahmen komme es dort zu Straftaten.

Slowik: Zaun um Görli mache Park für Straftäter unattraktiver

Ein Zaun beruhige aber vielleicht auch die Kriminalitätslage tagsüber, weil der Park für Straftäter insgesamt unattraktiver werde, hofft die Polizeichefin. Das Argument, eine nächtliche Schließung führe zu einer Verdrängung von Straftaten in den umliegenden Kiez, überzeugt sie nicht: "Wir arbeiten seit langem mit einem ganzheitlichen Maßnahmenansatz, der den gesamten kriminalgeografischen Raum inklusive des Wrangelkiezes bis hin zum kriminalitätsbelasteten Ort Kottbusser Tor umfasst, um Verdrängungseffekten zu begegnen", sagte Slowik.

Weniger Straftaten im Görli und im Wrangelkiez registriert

Die Polizei sei auch im Wrangelkiez präsent und für die Menschen ansprechbar. "Mit der temporären Schließung des Görlis haben wir die Möglichkeit, dann auch dort noch präsenter zu sein."

Insgesamt sei die Kriminalität im Wrangelkiez und im Görlitzer Park weiter hoch, vor allem durch Drogenhandel, Verstöße gegen das Ausländerrecht, Gewalttaten und Raub, sagte Slowik. Von den 5.800 Straftaten dort sei etwa ein Viertel, rund 1.450, im Görlitzer Park verübt worden, ein Großteil nachts. 2022 waren es 1.567 Straftaten im Görli, weitere 5.188 drumherum.

Sendung: rbb24 Inforadio, 24.02.2024, 11:43 Uhr

31 Kommentare

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  1. 31.

    Ich wohne 200m entfernt vom Park. Ich bin täglich da.

    Was soll ein kleine Zaun, was zu ist nur ein paar stunden am Tag, überhaupt bewirken? Es tut nix für die richtige Situation hier. Wenn sie hier wohnen dann wissen dass diese Probleme haben sich im letzten Zeit viel mehr aus dem Park und in die benachbarten Viertel und Grünflächen (Uferweg, Schlesische Busch, Alt Treptow).

    Es gibt mindestens genau so viel Drogen und ähnliche Problemen in viele Parks und Stellen in die Stadt. Wenn Sie für so eine heftige Sicherheitsnummer sind dann muss es viel viel weiter gehen. Ein erbärmliche Zaun, nur ein paar Stunden täglich zu? Pfft. Wie wärs mit eine richtige Mauer aus Beton? Mit Stacheldraht und Wachturme – ganz dicht 24 Std mit bewaffnete Wachleute. Und wenn die "Kriminellen" ins benachbarten viertel kriechen dann braucht man eine Netzwerk von Geheimpolizei und Informanten in jeden Haus. Und das auf eine Ebene die ganze Stadt! Das wäre was in ihre Sinne oder?

  2. 30.

    Lasst doch alles am Görli so, wie es ist!
    Offenbar wollen die Anwohner das so.
    Aber dann nicht in zwei Jahren rumjaulen, wenn dort offene Drogenkriege stattfinden.

  3. 29.

    Mehr Sicherheitspersonal überall in Berlin würde m.E. mehr Nutzen bringen.
    Aber da kommt ja gleich wieder Überwachungsstaat ect.
    Und natürlich ist ein Zaun billiger als ein Mensch, der ansprechbar ist und für Sicherheit sorgt.

  4. 28.

    Ob der Senat das will, kann ich nicht sagen. Aber viele Bürger wollen es, ja. Es kommt viel zu spät.

  5. 27.

    Hier sind die Ansichten ganz unterschiedlich. Sie wohnen bestimmt nicht in der nähe vom Park. Zaun rum, zusätzlich Kameras und Sicherheitspersonal. Nur so bekommt man es im Griff. Das grün dies nicht will ist doch klar. Armes Berlin, wir schaffen uns ab.

  6. 26.

    Man sollte sich eher Gefanken machen, was man mit den Leuten machen kann, die sich kiminell verhalten; denn offenbar wirkt die bisherige Praxis nicht ausreichend.

  7. 25.

    "Am Samstag haben erneut zahlreiche Menschen gegen die Umzäunung des Görlitzer Parks demonstriert."

    Das klingt, als ob auf vielfachen Wunsch einer einzelnen Dame jeder zahlreich erschienen ist. Interessant wäre es zu wissen, ob die Protestierer überhaupt aus dem betreffenden Kiez sind und wie groß jeweils der Anteil der Gegner und der Befürworter des Zauns bei den Anwohnern ist. Der Artikel schürt den Trugschluss, dass es massive Widerstände gegen die Maßnahme bei den Anwohnern gibt. Oder ist das tatsächlich so? Kann ich mir nicht vorstellen, denn wer das Problem angeht, der kann zwar scheitern, aber wer nichts tut, der ist schon gescheitert.

  8. 23.

    Sie haben so Recht man hätte schon damals sehr stutzig werden müssen als Turnschuhe und Strickzeug im Bundestag Einzug hielten.. Jetzt müssen wir uns mit dem ganzen Föderalismus und Verständnis für jeden Hundhaufen rumschlagen und keiner traut sich mal richtig durchzugreifen, Entscheidungen zu treffen und dazu zu stehen ohne Gelaber nicht nur Kinder brauchen feste Rahmen auch die Gesellschaft damit das Zusammenleben fkt. und Mehrheiten!! konstruktiv vertreten werden.

  9. 21.

    Es spricht sich langsam 'rum. Die Grünen hinterlassen, dort wo sie politisch verantwortlich sind, immer mehr Probleme. "Görli" ist eine Erbschaft der doppelten Herrmann's. Die erste, Monika Herrmann, wollte, dass die Drogendealer im Park nicht "diskriminiert" werden, Allein schon dieser Anspruch ist grotesk. Die zweiter Herrmann hat bis heute kein durchgehendes Konzept, die Kriminalität im Görli zu bekämpfen.

  10. 20.

    War quer durch den Görli nicht mal eine Straßenbahnlinie geplant? Würde den Bereich schon mal beleben und für Dealer unattraktiver machen. Rechts und links von der Linie ein paar Wohnhäuser - werden ja auch gebraucht. Aber ok - Berlin eben. Bis so ein Projekt umgesetzt wird, dauert es 10-20 Jahre und dann kann man den Zaun gleich als Bauzaun nutzen.
    Bin gespannt, welchen Einfluss die Drogenlegalisierung auf das Geschehen im Görli haben wird.

  11. 19.

    Einfach mit Sozialwohnungen bebauen!
    Fertig ist der Spuk!

  12. 18.

    Wen will man eigentlich schützen wenn man Nachts den Park abschließt ? Und vor wem oder was ?

  13. 17.

    Die Zustände in und um den Görlitzer Park sind unhaltbar. In den Jahren davor gab es viele Versuche, das zu ändern. Ohne Erfolg, der Staat ist nicht in der Lage Recht und Gesetz durchzusetzen. Jetzt soll der Park nachts verschlossen werden. Ein neuer Versuch, das Problem zu lösen. Wir werden sehen, was passieren wird. Es ist zu hoffen, daß der Park wieder den Anwohnern gehört und nicht den Drogenverkäufern.

  14. 16.

    Dann können also die Dealer und ihre Kunden weiterhin in den Görlitzer Park, weil Ihrer Meinung nach ein Zaun am Gleisdreieck nicht möglich ist??

    WARUM dann Geld investieren für einen Zaun?

  15. 15.

    Zaun klingt nach einer vernünftigen Lösung.
    Ja, vielleicht kein Allheilmittel.
    Aber die gibt es selten.

  16. 14.

    Es gibt doch inzwischen keinen Park mehr in Berlin, in dem nicht gedealt wird. Daher sind die Bedenken, dass die Dealer in einen anderen Park weiter machen, unsinnig. Im ‚Görli‘ ist es ausgeufert, daher ist ein Zaun durchaus berechtigt. Erschreckend, dass es Menschen gibt, die dies zu befürworten scheinen, indem sie sich vehement gegen einen Zaun auflehnen. Die Stadt ist so verkommen, da wird es endlich Zeit gegenzusteuern.

  17. 12.

    Das Senat hat endlich ein Allheilmittel für Sucht, Obdachlosigkeit und Gewalt gefunden. Genial! Mann muss nur jeden Abend ein paar Bäume für einige Stunden einsperren. Jetzt können wir auch ein Zaun um den KuDamm und andere Hauptstrassen bauen - dann gibt es nicht mehr Raser die Leute regelmässig umbringen.

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